Montag, 27. September 2010

Montezuma auf Abwegen

Im Internetcafé in meinem Hotel in La Paz ist gut sein. Im ungefaehr sechsten Stock geben grosse Fenster den Blick ueber die Daecher der Stadt frei, mit ihrem Hausberg, dem Sechstausender Illimani, im Hintergrund. Hier freue ich mich gerade ueber mails aus der Heimat;-) Und der Hexenkessel da draussen kann bleiben wo er ist! Neben sehnsuchtsvollem Die-Tage-zaehlen bis ich endlich wieder nach Hause komme (... nee, leider vermisst mich offenbar niemand so sehr;-((( ) bekomme ich durchaus konstruktive Vorschlaege, meine Fotografie betreffend. Es hat sich ja inzwischen herumgesprochen, dass das mit den Menschen manchmal hier nicht sooo optimal klappt. Ich solle sie denn auch nicht mit meiner ueberdimensionalen Kamera bedrohen (dabei habe ich doch nur das kleinere von meinen beiden 70-200ern dabei!), raet mir ein Kollege. Sondern mich lieber auf Lamas und Alpacas verlegen. Das ist eine prima Idee, die zaehlen zu meinen Lieblingen hier. Soooo suess! Nicht nur dass sie schoene weiche Schals abwerfen, sondern sie bringen auch die hierzulande absolut noetige Geduld mit den Menschen auf - ganz im Gegensatz zu mir die ich noch uebe...

Hab heute morgen auch schon wieder fleissig Steine fotografiert, in Tiwanaku, der bedeutendsten bolivianischen Ausgrabungsstaette. Die Tempel dieser Prae-Inka-Kultur haben mich sehr beeindruckt, zumindest was die Spanier und die Ausgraeber und ein paar andere davon uebrig gelassen haben. Jawohl, die Ausgraeber haben den zahlreichen menschlichen Skulpturen an den Tempelwaenden den Rest gegeben, als sie beim Graben dachten es seien Felsen und sie kaputtgehauen haben.  "They were only diggers, not archeologists", sagte der Guide entschuldigend. Naja, kann ja mal passieren. Offenbar hatten die da ein ernstes Kommunikationsproblem bei den Arbeiten.
Dann war da noch eine von den ueberlebensgrossen Figuren, deren Einschussloecher von den Schiessuebungen der bolivianischen Armee herruehren. Klar, Krieg und Kultur sind sich eh fremd. Also da braeuchte man jetzt schon die Geduld eines Lamas, finde ich.
Die Tiwanaku-Kultur ist mindestens so mysterioes wie die der Inkas. Mit Perfektion beschnittene tonnenschwere Steinquader, magnetische Felsbloecke die den Eingang zum Haupttempel saeumen - und vielleicht ueber die Magnetfelder auch etwas verriegelt haben? Dazu ganz offensichtliche Menschenopfer und deformierte Schaedel, eine Praxis fuer die sich die Erklaerungen in unterschiedlichen Spekulationen erschoepfen.

Vor ein paar Tagen hatte ich die Frage aufgeworfen, was Unterschiede zwischen Peru und Bolivien seien. Nun, da ist zunaechst mal der taegliche Bakteriencoctail, den man so unbemerkt mit allem zu sich nimmt. Die bolivianische Version ist echt nichts fuer schwache oder geschwaechte Maegen und Gedaerme... Moechte das hier jetzt nicht weiter ausfuehren, aber Montezumas Rache hat mich in diesem Land zum zweiten Mal erwischt. Und das obwohl der Herr Montezuma ja Mexikaner ist und sich fuer meinen Geschmack hier gar nicht einzumischen hat.
In dieser Hoehe, also um die 4000 Meter, ist der Siedepunkt des Wassers bekanntlich nicht bei 100 Grad, sondern bei 70-80 (so ganz genau weiss ich das nicht). Das reicht offenbar nicht, um die landesuebliche bunte Vielfalt an Keimen abzutoeten. Bei ungekochtem Wasser, mit dem man ja zum Beispiel Salat waescht oder so, reicht es erst recht nicht. Mir reicht es aber schon mit dem Thema, zumal meine urspruenglich hervorragend ausgestattete Reiseapotheke jetzt so gut wie aufgebraucht ist.

Morgen fahre ich nach Sorata in die Cordillera Real und mache eine Woche Urlaub vom Reisen. Die Internetverbindungen dort sollen quasi fusslaeufig langsam sein, aber ich melde ich, wenn es irgend geht.

Paris-Dakar im Reisebus

... so fuehlte sich die Strecke La Paz - Uyuni an: sieben von den elf Nachtbus-Stunden ging es ueber holprigste Piste. Der Bus versuchte sie im Tiefflug zu nehmen. Ich kenne mich ja nicht so aus mit Fahrzeugtechnik, aber ich meine, die Federung haette besser sein koennen;-) Es war wie Joggen im Sitzen, am Morgen waren alle Koerperteile durchgeschuettelt. Dazu klapperten zahlreiche Fahrzeugteile, so dass zusaetzlich zum Holpern auch ein recht ohrenbetaeubender Laerm die Fahrt begleitete. Der Schlaf war mehr ein theoretischer in diesen beiden Naechten, praktisch war ich wach.

Aber was tut man nicht alles fuer schoene Landschaften. Drei Tage war ich unterwegs in den Wuestengebieten im Suedwesten Boliviens. Zunaechst brauste der Jeep - holper holper;-) -  ueber den Salar de Uyuni, den groessten Salzsee der Erde. Abgesehen davon, dass das ein recht touristisches Vergnuegen ist wenn man sich keine Privattour auf abweichender Route leistet (naechstes Mal!), war ich fasziniert von dem gleissenden Weiss. Das mutet an wie Eis und Schnee, aber auf der Insel wachsen Kakteen. Parallel mit einigen Dutzend weiteren Jeeps, die wie verabredet zu gleicher Zeit an den gleichen Orten Stopps einlegten, erkundeten wir die Salzgewinnung. Die Unterkunft fuer die erste Nacht war doch tatsaechlich ein Haus aus Salz! Mein Bett war aus Salz, die Matraze gluecklicherweise nicht;-) Der Vollmond vermochte nicht zu waermen...
Spektakulaer, wie am zweiten Tag ploetzlich eine blaue Lagune auftauchte, in der sich rosa Flamingos versammelt hatten. Inmitten von Vulkanen - aus einem aktiven stieg ein Rauchfaehnchen in den blauen Wuestenhimmel - und lebensfeindlicher Kargheit diese majestaetischen Voegel, die fuer mich etwas von tropischer Ueppigkeit ausstrahlen. Wir durchquerten die Wueste Siloli auf 4600 Metern, mit teilweise surrealen Gesteinsformationen wie dem "Arbol de Pietra", dem Baum aus Stein. Inzwischen war die Kaelte fuer mein leicht froestelndes Gemuet enorm, und es blies ein eisig schneidender Wind. Ausgerechnet hier lag die zweite Unterkunft, ein ruinoeses und zugiges Sammellager.
Von dort will jeder nur weg, so dass der Aufbruch um fuenf eher als Erleichterung empfunden wird. Auf der einen Seite ging der Vollmond unter, auf der anderen die Sonne auf. Die Fotos gibt es leider nur virtuell, weil ohne Privattour (s.o.) ist nicht an einen ausgedehnten Halt zu denken, der mir ermoeglicht haette das Stativ aufzubauen und was man halt so braucht wenn die Bilder auch technisch eine gewisse Qualitaet haben sollen. War die Laguna colorada mit ihrem roten Wasser - die Faerbung ruehrt von Mikroorganismen her - bereits eine Augenweide, uebertraf sie die Laguna verde noch. Dieser See direkt an der chilenischen Grenze veraendert seine Farbe von unscheinbar zu tuerkisgruen, und das geschah just waehrend unseres nur minutenlangen Aufenthalts - ein Vorteil des strengen Timings. Ach ja, dann war da noch ein Thermalbad in 4500 Metern Hoehe. Ich habe den Finger hineingestreckt, das Wasser rief Erinnerungen an Badewannen (was ist das?) wach. Aber bei dem kalten Wind und in meinem Zustand (inzwischen zwei Naechte ohne Schlaf, die dritte stand bevor;-), konnte ich mich nicht ueberwinden, es den munteren Rucksacktouristen, die nichts auslassen und vielsprachig durch das Wasser tobten, gleichzutun.

Uebrigens hat der bolivianische Praesident Evo Morales tatsaechlich diese Gegend fuer das Rennen Paris-Dakar vorgeschlagen... Es traegt ja nur noch den Namen, findet aber laengst nicht mehr zwischen den genannten Orten statt. Naja, ich kann nur hoffen dass die dann nicht mitten durch die Lagunen mit den Flamingos preschen. Naturschutz wird in dem Land ja nicht so gross geschrieben. Am meisten schockierten mich die Fluesse, der in La Paz ist eine weiss schaeumende Bruehe, die nicht Wasser genannt werden kann. Und die Siedlung Uyuni beispielsweise wird schon kilometerweit vorher angekuendigt durch einen Guertel aus vom Winde verwehten Plastikmuell. Das kenne ich schon von Tibet, dort ist es noch schlimmer, und wieder fragte ich mich, warum es so schwierig ist ein Loch zu graben und warum in vielen Laendern Natur so gar nicht aesthetisch wahrgenommen wird.

Nun bin ich wieder in La Paz, und direkt vor meinem Hotel johlen gerade betrunkene Bolivianer um die Wette. Diese Stadt hat viele Gesichter, das touristische Zentrum ist eines davon, es deckt sich fast mit dem indigenen: zwischen hupenden Taxis und Mikro-Bussen wird so gut wie alles auf den Strassen verkauft, von Obst ueber obskure Zutaten schamanistischer Rituale (Lamafoeten!) bis zu Elektrogeraeten. Tatsaechlich ist es mir gelungen, inmitten dieses Gewirrs neue Kopfhoerer fuer meinen I-Pod zu finden, nachdem ich die alten geschrottet hatte. Ein weiteres Gesicht der Stadt sind die besseren Viertel im Sueden und in geringerer Hoehe (bis hinunter auf 3100 Meter). Hier kann man deutschen Apfelkuchen essen und schweizer Kaesefondue, schafft beides ein heimeliges Gefuehl im Bauch.

Dienstag, 21. September 2010

Vom Nicht-Fotografieren und meiner Kameraweihe

Nun habe ich schon zwei Tage nicht "richtig" fotografiert, sondern lediglich Stadtwandern mit Gewichtheben (Kameraschleppen) praktiziert. Ich bin in La Paz, der bolivianischen Millionenstadt, die sich in einem Kessel zwischen etwa drei- und viertausend Hoehenmetern ausdehnt. In diesem Moloch habe ich erst mal meinen Kulturschock nachgeholt, der im touristischen Cuzco bei meiner Ankunft ja ausgeblieben war. Schoen ist echt was anderes, und ich staune jeden Tag neu ueber das funktionierende Chaos. Als erstes habe ich also geplant, wie ich moeglichst schnell wieder aus dieser Stadt hinauskomme.... So fahre ich heute mit dem Nachtbus in den Suedwesten des Landes zu den Salzwuesten.

Was das Nicht-Fotografieren angeht, ist eine einfache Erklaerung natuerlich die, dass ich Angst vor den Marktfrauen habe, die Touristen auch schon mal mit Kartoffeln bewerfen wenn diese sie zu fotografieren wagen. Zu dem Thema habe ich mich ja erst geaeussert, es spitzt sich offenbar hier noch zu. Inzwischen hat man auch schon Kinder vor mir versteckt und mich mit boesen Blicken verfolgt, als ich das Kleine nett anschaute und mir gerade ueberlegte, ob ich hier wohl mal die Kamera zuecken koennte. Hinterher erfuhr ich, dass in diesem Land vor nicht allzu langer Zeit von als Touristen getarnten Organhaendlern Kinder entfuehrt wurden. Man hat es nicht leicht hier als Reisender... Es waere mir ja wurscht, wenn ich einen anderen Beruf haette: denn als Fotografin stehe ich ja quasi in der Verantwortung zu bewirken was anderen nicht gelingt, schon gar nicht unter diesen Umstaenden. Tja, da muss ich diesmal wohl passen - bin fuer Landschaften und Ruinen zustaendig;-)

Vielleicht ist es mit dem Nicht-Fotografieren aber ja auch wie mit dem "Tun im Nicht-Tun" in den Schriften des Weisen Laotse. Das Nicht-Tun wird als die Voraussetzung des Tuns verstanden. Es reicht dann quasi, zur rechten Zeit am rechten Ort zu handeln. So gesehen fasse ich diese fast bilderfreie Zeit auch als Regeneration auf, zumindest fuer mein technisches Geraet. Das immerhin in Copacabana beilaeufig an der Automobil-Segnung teilgenommen hat. Ein katholischer Priester hat nicht nur die Vehikel sondern auch meine Kamera froehlich mit Weihwasser bespritzt - und sich an meiner verdutzten Miene sichtlich gefreut.
Mit diesem Segen kann nun ja nichts mehr schiefgehen, was das Fotografieren anlangt.

Freitag, 17. September 2010

Sonniger Sandstrand an blauer Bucht

Wirklich schade, dass ich weiterhin keine Fotos einstellen kann - mein Laptop bleibt tapfer aus (siehe vorigen Blog-Eintrag). Hab zwischendurch versucht, die SD-Karte von meiner Lumix-Miniknipse in einem Internetcafe zu laden - wie das jeder Rucksacktourist so macht. Aber die ueblichen Kartenleser packen maximal 2 GB, und ich habe 4 davon. Das ist die Kehrseite, wenn man mit professionellem Equipment unterwegs ist....

Also ich sitze hier an einer tiefblauen Bucht, in der kleine weisse Boote vor sich hin schaukeln, und es gibt einen Sandstrand. Die Sonne brezelt heftig von einem nicht minder tiefblauen Himmel - bin ich ploetzlich am Mittelmeer? Der Ort hat den vielversprechenden Namen Copacabana, wie der Strand von Rio... Allerdings hat die Sache ein paar kleine Haken: Der Titicacasee liegt auf 3800 Metern und hat eine Temperatur von unter 10 Grad, also nix mit Baden. Nachts wird es etwa ebenso kalt, wenn nicht kaelter. Gluecklicherweise wartet im Hostal schon das elektrische Heizgeraet;-)
Seit heute bin ich also in Bolivien. Es fuehlt sich gut an, aber ich kann noch nicht sagen was anders ist als in Peru... Dort habe ich ja ein umfangreiches Kulturprogramm absolviert und viele Inka- und Prae-Inka-Ruinen ausfuehrlich besichtigt. Steine habe ich also sehr vielfaeltig fotografiert....

Mit den Menschen ist das schon schwieriger. Die Hochlandfrauen, die in laendlichen Gegenden auch im Alltag oft noch Trachten tragen, moegen es gar nicht wenn man eine Kamera auf sie richtet. Da habe ich in anderen Laendern der Erde viel bessere Erfahrungen gemacht, siehe meine Fotos aus dem Jemen: www.christine-wawra.de/html/jemen-jungs.php Dort brauchte ich nur auf einen Markt gehen, schon fuehlte ich mich willkommen. Hier ist das anders, und ich habe auch durchaus aggressive Reaktionen bekommen obwohl ich versuche sensibel vorzugehen. Es heisst ja, die Menschen hier seien der Ansicht, man raube ihnen einen Teil ihrer Seele, wenn man sie fotografiert. Das mag ja sein.
Allerdings frage ich mich dann, warum es ploetzlich funktioniert, wenn man ihnen Geld gibt, das sie meist sowieso verlangen. Schadet es dann der Seele weniger??? Wie man merkt, koennte ich mich ueber dieses Thema jetzt richtig gut aufregen;-) Obwohl ich es grundsaetzlich ablehne, Fotos auf diese Art mit Geld zu bezahlen, habe ich hier mal Ausnahmen versucht. Aber diese Fotos taugen nichts!  Man sieht die Dollarzeichen in den Augen aufblitzen, aber sonst nichts. Touristen machen reichlich Gebrauch von diesem Tauschhandel: Behuetete Frauen mit Lama, ohne Lama, Kinder mit Lamababies, die ganz offensichtlich eher zu ihren Muettern gehoeren als auf die verkehrsreichen Strassen von Cuzco. Selbst auf der Insel Amantani im Titicacasee, wo ich zwei Tage und Naechte ohne Strom und ohne Wasser verbracht habe, haben Hirtinnen Geld verlangt - der Tarif war uebrigens derselbe wie in den Staedten;-) Ich sehe wohl, dass die Menschen im Vergleich zu unserer Lebenweise arm sind und keine Gelegenheit auslassen, von Touristen Geld abzuzapfen. Aber meine Auffassung von Fotografie ist einfach anders: Es hat mit Freiwilligkeit, Vertrauen und Sich-Oeffnen zu tun. Ich will einfach mehr als nur die Oberflaeche fotografieren, und auf diese Art zeigen die Menschen mir nur ihre Aussenseite.
Naja, die Steine hierzulande sind ja auch schoen. Und wer weiss, was in den naechsten drei Wochen noch passiert, ich bleibe zuversichtlich.

Mittwoch, 8. September 2010

Flachland-Computer und die peruanische Ehrlichkeit

Sogar Computer bevorzugen das Flachland (was jetzt nicht heissen soll, dass ich es auch bevorzuge, aber zugegebenermassen werde ich gerade von einer Art Heimweh attakiert). Meiner jedenfalls hat eine "maximale Betriebshoehe" von 3000 Metern, weswegen er auch brav in Cuzco - wo ich gerade wieder bin - ausbleibt. Dieser Umstand hat mich vor der Reise einige Nerven gekostet und per kostenpflichtiger Servicenummer bis in irgendwelche hoehere Technikabteilungen von Apple gefuehrt. Mit ambivalentem Ergebnis. Die beweglichen Teile der Festplatte und so weiter koennten durchaus Schaden nehmen, auch kaputt gehen, und ob das Laptop hinterher noch funktioniert, wisse man auch nicht. Na schoen! Hab ich mich also mit 128 GB Speicherkarten eingedeckt und auf die Reise ins andine Hochland begeben.
Wie erwartet, hat hier noch niemand was von dem Problem gehoert. Computer ueberall, ich schaetze mal keine von den teils recht betagten Kisten hat eine von den teuren SSD-Festplatten eingebaut. "Unsere Computer haben sich halt an die Hoehe gewoehnt, haha", bekam ich einmal zur Antwort.

Aber meiner bleibt aus. In dieser Hinsicht riskiere ich nichts, und deshalb gibt es heute keine Bilder - sorry.

Der wichtigste Reisebegleiter ist aber uebrigens nicht mein Computer, sondern meine Wanderstiefel. Eigentlich ziehe ich sie nur noch nachts aus. Die Strassen von Cuzco - und von der Umgebung sowieso - sind gut gepflastert, ob mit Inkasteinen, mit kolonialen Steinen oder eher neuzeitlich. Dieses Pflaster ist die reinste Rutschbahn, wenn es dazu noch bergauf- oder -ab geht (was es staendig tut). Unwissend an meinem allerersten Abend ging ich mit meiner Bekannten Telma zum Essen und zog meine fuer solche Anlaesse vorgesehenen adretten Schuhe an. Ploetzlich sass ich mitten auf der Strasse, es ging also noch glimpflich aus.

Ansonsten habe ich auch schon kleinere Katastrophen ueberstanden. Mein Anorak blieb in einem Taxi liegen. Der Fahrer weiss zwar sehr wohl, wo er mich hingebracht hat (es war ein Ueberlandtaxi), aber so ein echter North Face Anorak kommt hier offenbar der Versuchung selbst gleich. Diese Marke ist die einzige, die hier in Billigkopien im Umlauf ist, und wenn man da mal ein Original zu fassen kriegt... Anstatt eines Indio-Ponchos, habe ich mir jetzt ein japanisches Anorak-Modell besorgt, das immerhin Wind und Regen abhaelt, und schoen bin ich ja selbst (;-)). Beim Kauf des Anoraks habe ich dann meine Kreditkarte vergessen.... Hier hatte ich aber mehr Glueck, die Verkaeuferin brachte sie ins Hostal zurueck, dessen Namen ich nur beilaeufig hatte fallen lassen. Fuer diese Ehrlichkeit bin ich sehr dankbar und moechte das an dieser Stelle aller Welt mitteilen.
Jetzt geht´s mal wieder hinaus in die Kaelte.... Hasta lluego!

Donnerstag, 2. September 2010

Kein Regencape und Cocatee


Was ist das denn? Steine im Regen und nasse Touristen... hier in der Inka-Festung von Ollantaytambo im Valle Sagrado nördlich von Cuzco. 
Will sofort in die Karibik, wo es warm und trocken ist - das hier entspricht nicht meinen Abmachungen. Habe ich diese Reise doch extra im hiesigen Winter angetreten, der für das Hochland als offizielle Trockenzeit gilt. Deswegen habe ich auch kein so schönes Regencape dabei wie die Japaner (?) auf dem Foto, weder für mich noch für meinen Fotorucksack!
Da hilft nur ein Dach aufsuchen und zum Beispiel: Coca-Tee trinken.


So sieht also das hier allgegenwärtige Getränk aus, wenn die Cocablätter nicht im schnöden Teebeutel serviert werden. Traditionell hilft der Tee gegen und für alles, nachgewiesenermaßen vor allem bei der Höhenanpassung. "Mate de Coca" steht in Thermoskannen in Hotels und Hostals bereit, fliegende Händlerinnen bieten ihn im Plastikbecher entlang der besagten Warteschlange morgens in Machu Picchu an. Er fehlt auf keiner Speisekarte.  Das Cocablatt war schon den Inkas heilig und wird noch heute bei Zeremonien zu Ehren von Pachamama, Mutter Erde, eingesetzt. In Cuzco gibt es ein Coca-Museum, das die immense Bedeutung des Strauches für die andine Kultur aufzeigt und den Missbrauch der Pflanze zur Kokaingewinnung nicht auslässt. 
Den Tee finde ich ausgesprochen lecker, schmeckt nach Kräutern. 


Das würde auch helfen bei dem Wetter: eines meiner beiden nicht mehr zu übertreffenden Hotelzimmer auf dieser Reise. Eine Presseermäßigung machte es möglich, dass ich drei Tage lang vom Bett des "Inkaterra Machu Picchu Pueblo Hotel" aus in den Nebelwald von Aguas Calientes blicken konnte und die Kolibris beobachten. Das heißt natürlich lag ich nicht durchgehend in dem Bett, obwohl das auch schön gewesen wäre. Ich bin ja aber wie berichtet in dem Weltwunder umhergestiefelt. Von dem offenen Kamin, auf dem Foto nicht zu sehen, habe ich täglichen Gebrauch gemacht. Von dem Luxusquartier ging es dann am nächsten Ort in eine Art tiefgekühlte Einzelzelle... Man wohnt sich ja ganz nett herum auf so einer Reise, und die verschiedenen Zimmer erzählen ihre ganz eigene Geschichte. Und jetzt zeige ich noch, wie das zweite unübertroffene Hotelzimmer, beziehungsweise das Bad desselben, aussah. Das war im Inkaterra-Hotel "La Casona" in Cuzco.  



Mittwoch, 1. September 2010

Hinaus aus dem Wohnzimmer

In diesen Wochen habe ich meine kreativwerkstatt in die große weite Welt verlegt. Denn die wenigsten guten Fotos entstehen ja im heimischen Wohnzimmer, also muss man dieses gelegentlich verlassen... So die Kommunikationstechnologie es zulässt, werde ich diesen Blog dazu nutzen, meinen realen und meinen virtuellen Freunden von der Reise zwischen Cuzco (Peru) und La Paz (Bolivien) zu berichten. Es wird also weniger nur um Fotografie gehen, sondern durchaus auch Beiträge à la "mein schönstes Ferienerlebnis" geben...


Die Reisevorbereitungen beschäftigten mich mehrere Wochen, vor allem die Frage, wie ich meine Fotoausrüstung - 2 Gehäuse, 3 Zoom-Objektive, Laptop, Netzteil, insgesamt drei Akkuladegeräte und sechs Ersatzakkus, zwei Kartenlesegeräte, Stativ .... - auf die erlaubten 5 kg Handgepäck schrumpfen soll. Wie gut, dass die 128 GB Speicherkarten da nicht wirklich ins Gewicht fallen, im Gegensatz zu den Säcken voller Filme, die man früher auf solche Reisen geschleppt hat. Auf obigem Bild ist das Ergebnis zu sehen: In dem harmlosen Rucksack befinden sich nicht weniger als 12 kg (mehr schrumpfen ging nicht), und was das Beste ist, auf allen vier Flughäfen (Frankfurt, Sao Paolo, Lima, Cusco) wurde nichts beanstandet. 

Seit etwa 10 Tagen erkunde ich nun also das Hochland von Peru um Cuzco, die ehemalige Hauptstadt der Inka, übersetzt "Nabel der Welt". Am Nabel der Welt ist man doch immer gerne. An die Höhe - die Stadt selbst liegt 3500 Meter hoch, besteigt man einen der umliegenden Hügel, ist das schnell mal ein Viertausender - habe ich mich ganz gut gewöhnt. In der Stadt zeigt sich der Tourismus von seiner angenehmen Seite, es gibt viele nette Cafés und Lokale, in denen man von einheimisch bis international  lecker speisen kann, so zum Beispiel Meerschweinchen. 
Von den architektonischen Hinterlassenschaften der Inkas bin ich übrigens sehr begeistert: An scheinbar unzugänglichen Orten wie steilen Berghängen hat dieses doch immer noch ein wenig mysteriöse Volk Terrassen und ganze Städte angelegt. 
Das nächste Foto habe ich ausnahmsweise aufnehmen lassen in Tambo Machay, einem Wasser-Heiligtum etwa 12 km außer- und oberhalb von Cuzco. 


Und gerade war ich drei Tage lang im Weltwunder Machu Picchu unterwegs.... Ein Erlebnis der besonderen Art, in jeder Hinsicht. Zum einen sind da die Killer-Moskitos, die mich Nichtsahnende fast aufgefressen haben. Man spürt es nicht, wenn sie stechen, aber hinterher dafür tagelang. Am zweiten Tage war ich schon viel schlauer, habe meine Hosen nicht mehr hochgekrempelt und ehrlich gesagt mit Schadenfreude (pfui) die leichtbekleideten Neuankömmlinge belächelt... 
Dann sind da noch die anderen Touristen: Anders als in Cuzco tritt der Tourismus hier nicht von seiner angenehmen Seite in Erscheinung, sondern sehr im Gegenteil. Wie gern wäre ich doch mit meinen Ruinen alleine gewesen;-))) Dafür muss man aber vermutlich Ruinenwärter sein oder peruanischer Präsident oder ein echter Inka mit Ausweis (den wollen sie hier immer sehen) oder so. Jedenfalls herrschte schon morgens um 5 (!!!) an der Bushaltestelle ein Andrang wie bei einem Rockkonzert direkt vor der Bühne. Da ich so nur den etwa zehnten Bus bekam, wiederholte sich oben am Eingang und selbst im Gelände das gleiche Spiel. Selbstredend wurde es tagsüber nicht besser, die 2000 zugelassenen Menschen täglich verlaufen sich ja nicht wirklich, will heißen sie fallen schon auf. Nicht zuletzt weil der Tourist an sich ja meist als Gruppe in Erscheinung tritt...
Und trotzdem ist es super schön dort, ein magischer Platz auf einer Bergkuppe, einige Hundert Meter über dem Urubamba, der gen Amazonas fließt. Das folgende - und letzte für heute - Foto ist ein Panorama und wird, wenn ich denn eines Tages ausführlich zusammen gebaut habe, mehrere Quadratmeter messen. Mit diesem Gutenacht-Bild (eigentlich ist es ja ein Guten-Morgen-Bild, aufgenommen gegen 6.15 Uhr) verabschiede ich mich bis zum nächsten schönsten Ferienerlebnis.