Sonntag, 26. Februar 2012

Winter ade

In München war's das dann wohl mit dem Winter - schade irgendwie. Mir hat das gefallen, dick eingemummt herumzulaufen. Und die weiße Decke hat gnädig viel Unschönes unter sich begraben.
Hier ein paar Impressionen von der Schwelle zwischen Winter und Frühling, aus dem Westpark.



Keine freundliche Begrüßung übrigens, sondern ein kleines Kämpfchen um die Stellung des Platzhirschen, äh -schwanes. Auch das gehört zum Vorfrühling, schließlich will mann ja bereit sein wenn die richtige Schwänin auftaucht;-)
Im Hintergrund der thailändische Tempel aus dem asiatischen Ensemble im Westpark.


So neu in München wie ich bin, verhalte ich mich auch gelegentlich entsprechend. Zum Beispiel habe ich neulich zwei Autobahnen verwechselt - wollte nur schnell einen Elchbausatz (= Bettgestell) bei Ikea besorgen und fand mich plötzlich am Starnberger See wieder;-( Aber ich halte weiterhin hartnäckig an meinem ollen Stadtplan fest, der so groß ist dass er während der Fahrt das Lenkrad vollständig verdeckt... Mit Navi kann sich ja schließlich jeder orientieren....
Und im Westpark bin ich dann also auf ein oder zwei Hügel geklettert, um - die Berge zu sehen. Beziehungsweise um zu schauen ob man die Berge von dort sehen kann. Angesichts des enttäuschenden Panoramas auf die umliegenden Wohnblocks und den Anfang (und das Ende) der A96 fand ich mein Ansinnen dann doch recht idealistisch. Typisch - für mich.
Das Leben könnte ja so schön sein. Wenn nur die Realität nicht wäre;-)

Mittwoch, 22. Februar 2012

Ein Berg für Rodler

Heute möchte ich mal wieder dem Vorurteil Vorschub leisten, ich sei zu meinem Vergnügen in München. Oder sollte ich lieber von der Klausur neulich erzählen, in der journalistische Darstellungsformen abgefragt wurden, oder von der Präsentation gestern vor laufender Kamera (glücklicherweise inzwischen gelöscht).... Dann doch lieber ein paar neuerliche Urlaubsbilder, auch wenn der Urlaub bloß einen Nachmittag dauerte.

Auf dem Wallberg - Foto: Christine Wawra

Ein ganzer Berg nur für Rodler - wie genial. Der Wallberg bei Rottach-Egern bietet die längste Rodelstrecke Deutschlands: Sechseinhalb Kilometer geht es abwärts durch verschneiten Bergwald. Die Strecke sei "für Kleinkinder ungeeignet", heißt es im Internet, wo in Bewertungen die Gefährlichkeit durchaus beklagt wird. Au weia, dachte ich mir. Immerhin bin ich mit meinen Schlittelkenntnissen ungefähr auf dem Stand eines Kleinkindes. Und damals fuhr ich, von meinem Vati beschützt, den Gerlinger Apfelberg hinunter;-)

Bilderbuchwetter auf dem Wallberg - Foto: Christine Wawra

Es sieht zwar schön aus, wenn Berge oben immer so steil sind und erst unten flacher werden. Fürs Rodeln hätte ich es mir aber ausnahmsweise mal anders herum gewünscht. Denn das bisschen Technik, das ich mir während der recht rasanten Fahrt angeeignet habe, hätte ich gut gleich am Anfang brauchen können. Wie ging das mit dem Bremsen doch gleich ? Die Schuhe in die Piste zu stemmen, reicht bei entsprechendem Gefälle ja nicht mehr aus... Jedenfalls war mein Genuss am Anfang etwas davon getrübt dass dieser Schlitten machte was er wollte, ich aber ja gerne heil unten ankommen wollte.

Rodelstrecke mit Tegernsee-Blick - Foto: Christine Wawra

Hat ja auch zum Glück geklappt - irgendwie. Unten musste ich dann zwar meine Wirbelsäule neu ordnen, da die Leihschlitten keine so guten Stoßdämpfer haben (kleiner Scherz, sie haben natürlich gar keine). Und die extremen Buckel und Huckel, gegen die eine Wellblech-Piste in der südbolivianischen Wüste gar nix ist, hab ich bzw. die Selbststeuerung meines Schlittens alle brav mitgenommen. Das mit der Wirbelsäule ist auch einen Tag später noch nicht abgeschlossen....
Aber toll war' doch!


Zum Schluss ein netter Spruch, gefunden in Rottach-Egern: "A jeder möcht a Schwein hab'n, aber koana mog an Stall ausmisten!!" Passt ja noch zum (fast) neuen Jahr. Vielleicht hilft es ja, zuerst seinen Stall auszumisten, dann kommt das (Glücks)Schwein schon...

Das Leben ist eine Reise

Aleph, der neue Roman von Paolo Coelho

Buchrezension von Christine Wawra

Die Wahrheit ist die wirkungsvollste Maske, hinter der sich ein Schriftsteller verbergen kann – allerdings gehorcht die Maske dabei  eigenen Gesetzmäßigkeiten. Nach diesem Prinzip schrieb bereits Johann Wolfgang Goethe seine Autobiografie „Dichtung und Wahrheit“ und schickte damit Generationen von Lesern und Wissenschaftlern auf Spurensuche und an der Nase herum. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion sind fließend, oder: Wen meint ein Autor, wenn er „ich“ schreibt. 

Das literarische „Ich“ ist die Hauptfigur in „Aleph“, dem neuen packenden Roman des brasilianischen Autors Paolo Coelho, der wieder einmal die Bestsellerlisten der Welt stürmt. Seine Kunst, den Leser Lebensweisheit und -mut an die Hand zu geben, führt er hier zu einem Höhepunkt. Das Buch gibt sich den Anschein eines Bekenntnisses: Inmitten einer Lebenskrise begibt sich der Schriftsteller auf eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn – die Zugfahrt wird zur Metapher für das Leben selbst. Durch die Begegnung mit einer Geigerin gerät er in die Parallelwelt früherer Leben. In einem davon war  er für die Hexenverbrennung der jungen Frau mitverantwortlich. Das „Aleph“, per definitionem der erste Buchstabe der hebräischen Alphabets, entspricht im Roman einem zwischen zwei Waggons gelegenen magischen Raum, der die Schau der Vergangenheit im Sinne einer schamanischen Reise erst ermöglicht. Der Konflikt aus der Zeit der Inquisition setzt sich geradewegs in der Gegenwart des 21. Jahrhunderts fort, die Anziehung  zwischen dem alternden Mann und der jungen Frau ist für beide existenziell und könnte zur Zeitbombe werden. „Werden sie miteinander schlafen, und wird er seine Frau betrügen?“ ist über viele Seiten die schlicht gestrickte Frage. Die Lösung ist mehr als ein ‚Ja‘ oder ‚Nein‘, weil sie die Geschehnisse von deren Grund her erklärt. Denn hinter allen Sex-and-Crime-Motiven verbergen sich bereits aus anderen Werken bekannte Sichtweisen Coelhos auf das Leben, auf dessen Sinn, und auf die– unserer Kultur nicht geläufige – Reinkarnation.  Für Sätze wie die folgenden verehren ihn seine Fans und bezichtigen ihn seine Feinde der Scharlatanerei:
Alle Menschen, mit denen wir in der 'Vergangenheit' Probleme hatten, tauchen in unserem Leben wieder auf, in dem, was die Mystiker das Rad der Zeit nennen. Mit jeder Inkarnation werden wir uns dessen bewusster, und nach und nach werden diese Konflikte gelöst. Wenn überall die Konflikte aller Menschen geklärt sind, wird die Menschheit in eine neue Phase eintreten.

Coelho ist zu versiert, um nicht mit seinem Instrument – der Sprache und ihren Bildern – zu spielen. Die Unverblümtheit und Offenheit, sein Befindlichkeits-Striptease, sind vor allem Mittel zu dem Zweck, eine Geschichte zu erzählen. Doch beherrscht der Erfolgsautor nicht nur die Kunst, seine Leser zu erreichen. Vielmehr erweitert er die materielle Welt um eine viel umfassendere unsichtbare, die sich zur sichtbaren verhält wie der Eisberg zu seiner Spitze. Das ist als Fiktion faszinierend, und noch faszinierender die Vorstellung dass es nicht nur eine Fiktion ist. 

Montag, 13. Februar 2012

Übers Wasser gehen

Nie war es einfacher, übers Wasser zu gehen als heute... Im tiefgefrorenen München - wie sicher auch anderorts - ist diese 2000 Jahre alte Kunst dieser Tage ein beliebtes Freizeitvergnügen. Nahezu grenzenlos scheint die Freiheit, wenn beim Spazierengehen keine lästigen Teiche umrundet werden müssen. Stattdessen stapft man einfach quer drüber: wie hier im Nymphenburger Schlosspark.


Beim Flanieren auf dem Eis wird selbstverständlich auch die neueste Hutmode ausgeführt. Das Modell, das Eva hier trägt, lässt sich regional leicht anpassen: Man schafft sich nur einmal die Strickmütze an, der Aufbau ist variabel, je nachdem in welcher Stadt man sich gerade befindet. In Paris soll sich der Eiffelturm wachsender Beliebtheit erfreuen, in Rom angeblich der Petersdom. Die bayrische Metropole punktet mit dem Modell "Monopteros". Leider ist solcher Kopfputz bislang noch den Einheimischen vorbehalten, weswegen ich mich mit diesem schnöden Käppi blicken lassen muss...


Ja, bei echten minus 15 und gefühlten minus 20 Grad ist das wärmste auf dem Bild die Kaffeetasse, jedoch auch nur ein paar Sekunden lang. Vielleicht hätten wir uns lieber für die Feuerzangenbowle entscheiden sollen oder für einen Glühwein - der Park war irgendwie voll mit alkoholisierten Ständen. Kein Wunder, dass die meisten Spaziergänger, die zielstrebig auf die Eisflächen zusteuerten, so einen seligen Gesichtsausdruck hatten.



Natürlich ist es nicht so einfach erlaubt, auf dem Wasser zu gehen - schon gar nicht, wenn selbiges gefroren ist. Aber wenn es bei den anderen hält, wird's bei mir wohl auch halten.... sagten sich Hunderte. Man traf sich zum Schlittschuhlaufen, Eisstockschießen, Eishockey. Es wimmelte wie auf einem Gemälde von Brueghel und war vergnüglich anzuschauen. Der Schlitten auf dem Foto liegt sozusagen an der Bootsanlegestelle;-)


Schlosspark Nymphenburg 12. Februar 2012    Fotos: Christine Wawra

Samstag, 11. Februar 2012

Vorsicht, Wolpertinger!


So gehört sich Winter, finde ich. Schnee und Berge sind für mich schon immer eine ideale Kombination. Also bin ich heute mit der Bayrischen Oberlandbahn - die direkt vor meiner Münchner Wohnung hält - nach Bayrischzell gefahren. Nach einer guten Zugstunde stand ich quasi plötzlich mitten im Gebirge. Das bietet keine andere deutsche Großstadt!
Auf meiner Wanderung hat eigentlich alles gestimmt außer den Zeitangaben. Die "1 Stunde" habe ich im nachhinein als eine Art PR-Gag interpretiert (bin ja durch die Schule sensibilisiert;-) ; vermutlich wäre die Wahrheit allzu abschreckend... So durch den verschneiten Wald stapfend, in ungezählten Serpentinen bergauf, bin ich dann auch endlich mal einem echten Wolpertinger begegnet.


Diese Tierchen werden im allwissenden Wikipedia als 'bayrische Fabelwesen' beschrieben. Aber der da war ganz echt, garantiert! Er bewohnt ein Gasthaus und erschreckt dort ahnungslose Touristen. Wolpertinger sind ja auch schuld, wenn Skifahrer auf der Piste stürzen, Wanderer stolpern und überhaupt machen sie sich aus dem Unglück der Menschen einen Spaß. Gerne treten sie im Rudel auf, zum Beispiel so:

Da habe ich dann schnell wieder das Weite gesucht und sicherheitshalber ein wolpertingerfreies Gasthaus angesteuert. Nicht dass mir dann einer noch ein Bein stellt oder die Geschmacksverirrung übergreift. Gell. 



Mittwoch, 1. Februar 2012

Himmel über München

Isarblick von der Praterinsel         Foto: Christine Wawra
München hat seinen Zauber -  wie auf diesem Foto zu sehen, das ein Vorgeschmack auf laue Abende sein könnte. Jetzt wird es aber ja zuerst mal richtig kalt....
Da bin ich nun bei meiner Fortbildung und lerne den ganzen Tag: alles was für Online-Redaktionen sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, ebenfalls Schwerpunkt online, nützt. Der achtstündige Input darf sich dann über Nacht im Gehirn sortieren und möglichst auf der richtigen Festplatte abspeichern;-)

Zuerst habe ich für ein paar Tage im Lehel gewohnt - meine Erfahrungen mit dem Münchner Zimmervermietungsmarkt sind ein eigenes Thema, vielleicht komme ich ja irgendwann darauf zurück. Jedenfalls war eines der besten Dinge dort die Tram-Haltestelle:


Übrigens war Heinrich von Kleist der Meinung, dass das Paradies verriegelt sei: Wir müssen die Reise um die Welt machen und sehen, ob es vielleicht von hinten irgendwo wieder offen ist. Also die Hintertür scheint an der Tram-Linie 18 in München zu liegen. Allerdings kam ich hier dummerweise nie zu den Öffnungszeiten vorbei, so dass ich immer noch nicht weiß wie es im Paradies so ist.
Jedenfalls ist es von dort ins Himmelreich nicht weit, und selbstverständlich führt der Weg dorthin nach oben;-)


Einen der zum Himmelreich gehörigen Engel hab ich auch gesichtet, er hat sich auf einer Säule niedergelassen - ähnlich Raubvögeln, die gerne von erhöhten Positionen aus die Mäuselage der Umgebung sondieren. 
Damit möchte ich dieses Thema beschließen. Meine neue Wohngegend scheint sehr viel irdischer geprägt zu sein - mit S-Bahn, Supermarkt, Bioladen. Das ist ja nicht das schlechteste, wenn es darum geht, wo zu leben. Servus bis zum nächsten Mal.